Theater am Helmholtz-Gymnasium - Der wunderbare Diebstahl des schwarzen Diamanten
Die Mittelstufentheater-AG des Helmholtz-Gymnasiums hat unter der Leitung von André Leibensperger am 21. und 22. Juni 2024 das Theaterstück „Der große Coup“, eine Produktion aus dem Cargo Theater Freiburg, die im Original von Stefan Wiemers und Samuel Kübler gespielt wird, in der Aula der Schule auf die Bühne gebracht und mit Leben gefüllt.
In der Eingangsszene waren die ZuschauerInnen zunächst mit zwei Möbelpackern im weißen Rippenunterhemd und Anzugshose konfrontiert. Schränke wurden wortlos hin- und hergerückt. Die Möbelstücke schienen nie richtig zu stehen. Ein Zollstock sollte bei der richtigen Position der Schränke helfen. Matratze, Kissen und Decke kamen hinzu und schließlich ein Mensch, der in dem eingerichteten Zimmer schlief.
Und dann kommt der Morgen, die Vögel erwachen ebenso wie das Bühnenstück. Ein Wecker klingelt, müdes Zähneputzen und das Schlürfen von Kaffee folgen. Die ZuschauerInnen werden akustisch und optisch in das Erwachen der Stadt mitgenommen, in den beginnenden Lärm und den Verkehr der Stadt. Der Mensch liest Zeitung und dem Publikum werden Orte und Personen der Stadt von vier SprecherInnen nacheinander vorgestellt, die durch das ganze Stück hindurch dafür Sorge tragen, dass die ZuschauerInnen bei den rasanten Szenenwechseln nie den roten Faden verlieren.
Schließlich gibt es in der Stadt jede Menge zu sehen: Ein Hochhaus, das vom Hubschrauberpiloten spöttisch als „Suicide Tower“ bezeichnet wird, Susis Kfz-Werkstatt in der Bony-M.-Str. 18, in der Autos getunt werden und immer das Radio läuft, das Juwelier-Geschäft Köstner, Köstner & Köstner am Opernplatz 3 mit der glänzenden Glitzerwelt, einem 17,3 Millionen schweren schwarzen Diamanten und seinen drei reizenden Geschäftsführerinnen. Das Publikum lernt das Café Napoli, in dem es den schlechtesten Espresso der Stadt gibt, die Sachbearbeiterin einer Versicherung, The Brain, die zu Recht so heißt, und Kommissar Pachulke sowie Kommissar-Anwärter Riemenschneider kennen. Die ZuschauerInnen tauchen ein in diese Stadt, auch wenn sie zunächst noch nicht wissen, was auf sie zukommt und wie die Menschen und Orte miteinander verknüpft sein können.
Aber schließlich fangen die Szenen an, sich zusammenzufügen und das Publikum mit in die Handlung auf der Bühne zu ziehen – The Brain hat zusammen mit ihrer Komplizin Rosella Fugazzi einen Plan ausgetüftelt, um den schwarzen Diamanten zu stehlen. Am Freitag, den 27. November, um 1.37 Uhr nachts beginnen die zwei coolen Frauen ihren smarten Coup. Hindernisse werden gekonnt überwunden, der Safe wird gesprengt, der schwarze Diamant entwendet, Polizei und Kommissar rücken mit Maschinengewehren an, aber die geschickten Diebinnen sind weg und im schnellen Auto auf der abenteuerlichen Flucht.
Leere Worthülsen bei der folgenden Pressekonferenz - gekonnt und ironisch vorgetragen - zeigen: Die Ermittlung tappt im Dunkeln.
Und schließlich werden die BesucherInnen des Theaters mit der unerwarteten und nachdenklich machenden Wendung konfrontiert: The Brain will das Geld, das der schwarze Diamant einbringen könnte, gar nicht haben und wirft den kostbaren Stein ins Wasser. Ihre Komplizin kann es nicht fassen, springt dem schwarzen Diamanten hinterher, droht in den Fluten umzukommen und wird schließlich von The Brain doch noch gerettet. Die SchauspielerInnen tauchen das Publikum gekonnt in Dramatik und Spannung pur.
Der Kommissar verliert seinen Job, wird von seiner Ehefrau verlassen und will seinem Leben mit einem Sprung vom zu Beginn vorgestellten „Suicide Tower“ das Leben nehmen. Die Verzweiflung dieser Figur wird mit großem Können und schauspielerischer Kunstfertigkeit den ZuschauerInnen vor Augen geführt. Ausgerechnet Alfonso di Maiolo, der Handlanger von The Brain, der in der Unterwelt besser als Die Narbe bekannt ist, rettet den Kommissar mit einem Kaffee aus dem Café Napoli. Aus lauter Dank und Lebensfreude schubst der Kommissar Alfonso schließlich mit einem freundschaftlichen Schulterschlag aus Versehen in die Tiefe und das Publikum zurück in die Aula des Helmholtz-Gymnasiums.
In anhaltendem Applaus brachte die Schulgemeinschaft ihre Freude und ihren Dank über diesen bunten, kurzweiligen und sehr gelungenen Abend, über die hervorragenden SchauspielerInnen, den kreativen und kompetenten Regisseur und das qualifizierte Technik-Team zum Ausdruck.
Text: Gertrud Edelmann
Bilder: Sebastian Schünicke