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Schulgeschichte und Namensgeber

Geschichte Helmholtz-Gymnasium

Wenige Schüler oder Lehrer, die heute das Helmholtz-Gymnasium in der Rohrbacher Straße besuchen, wissen auch, was sich in der fast 175 Jahre alten Geschichte ihrer Schule alles abgespielt hat. Deshalb möchten wir hier einen kurzen historischen Abriss, der Dinge wiedergeben, die sich so im Laufe der Zeit abgespielt haben.

Von der Gründung als „höhere Bürgerschule“ bis heute. Am 23. November 1835 wurde das heutige Helmholtz-Gymnasium als „Höhere Bürgerschule“, einem damals neu entstandenen Schultyps gegründet. Dieser neue Schultyp sollte der gewerbebetreibenden Bevölkerung ein breites Bildungsangebot bieten. Diese höhere Bürgerschule wurde in der Heidelberger Altstadt in der Kettengasse untergebracht.

Das Schulgebäude in der Kettengasse wurde 1703 von Jesuiten auf dem Gelände eines ehemaligen kurfürstlichen Herrenhofes erbaut, ehe es in Besitz der Stadt Heidelberg kam und 1835 der neu gegründeten „Höheren Bürgerschule“ zur Verfügung gestellt wurde Nachdem mit dem Schuljahr 1879/80 eine weitere Klassenstufe eingeführt wurde, um mit dem Eintrittsalter der Gymnasien gleichzuziehen, war die Voraussetzung dafür geschaffen, daß am 31.12.1884 das heutige Helmholtz zur Realschule erhoben werden konnte.

Zwölf Jahre später wurde die Realschule nach einer Umgestaltung der Schulverhältnisse in Baden zur Oberrealschule mit der Berechtigung zum Studium der Mathematik und Naturwissenschaften umgewandelt. Durch den Ersten Weltkrieg erfuhr unsere dann erhebliche Einschränkungen des Lehrbetriebs. Als im Jahre 1922 eine realgymnasiale Abteilung mit Lateinbeginn ab Klasse 8 angegliedert wurde, konnte die Anstalt von 1927 an die Bezeichnung Oberrealschule mit Realgymnasium führen. 1937 erhielt unsere Schule zum ersten Mal einen Namen: Philipp-Lenard-Schule. Dr. Philipp Lenard war von 1896 bis 1898 Professor für theoretische Physik in Heidelberg.

1904/05 wurden erstmals Schülerinnen im Jahresbericht erwähnt.

Durch die Reichsschulrefom 1938 wurde die Anstalt zur Oberschule für Jungen umgewandelt.
Der Zweite Weltkrieg traf unsere Schule wesentlich härter als der erste. Viele Schüler wurden als Soldaten eingesetzt und das Schulgebäude zu militärischen Zwecken belegt. So mußte die Schule zeitweise geschlossen bleiben. Im Zuge der Beseitigung nationalsozialistischer Straßenbezeichnungen und Denkmäler auf Anordnung der Militärregierung ist am 11. September 1945 die bisherige Philipp-Lenard-Schule durch den Oberbürgermeister in Helmholtz-Schule umbenannt worden.

Als das Schulgeld stufenweise abgebaut wurde, wurden die höheren Schulen des Landes verwaltungsmäßig vereinheitlicht. So enstand für unsere Schule die Bezeichnung Helmholtz-Gymnasium. Schon lange Zeit hatte das Helmholtz immer wieder mit Raumproblemen zu kämpfen. Daher wurde die Schule des öfteren vor allem räumlich, aber auch verwaltungsmäßig getrennt. Lange Zeit war sogar Schichtunterricht nötig gewesen.

Dieser Misere konnte nur ein Neubau abhelfen. Nachdem die Stadtverwaltung für das Jahr 1960 größere Mittel zum Neubau des Helmholtz-Gymnasiums vorgesehen hatte, konnten die Bauarbeiten am 6. September 1965 symbolisch mit dem ersten Spatenstich beginnen. Im Laufe des Schuljahres 1968/69 erfolgte daraufhin der Umzug in das neue Schulgebäude.

Text: Theo Geierhaas

Hermann von Helmholtz & Lebensdaten

Biographie

Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (geb. 31. August 1821 in Potsdam; gest. 8. September 1894 in Charlottenburg) war ein deutscher Physiologe und Physiker. Als Universalgelehrter war er einer der vielseitigsten Naturwissenschaftler seiner Zeit und wurde auch Reichskanzler der Physik genannt.

Helmholtz war der Sohn von August Ferdinand Julius Helmholtz und Caroline Penne (1797-1854). Er studierte Medizin am Medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Institut in Berlin.

Da das Studium an diesem Institut die Verpflichtung zu einem anschließenden achtjährigen Militärdienst einschloss, diente Helmholtz ab 1843 als Militärarzt in Potsdam. 1848 wurde er auf Empfehlung Alexander von Humboldts vorzeitig aus dem Militärdienst entlassen und unterrichtete zunächst Anatomie an der Berliner Kunstakademie. 1849 erhielt er einen Ruf als Professor der Physiologie und Pathologie nach Königsberg. 1855 übernahm er den Lehrstuhl für Anatomie und Physiologie in Bonn, 1858 den Lehrstuhl für Physiologie in Heidelberg. 1870 wurde Helmholtz zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt.

1871 ging er als Professor für Physik nach Berlin. 1888 wurde Helmholtz der erste Präsident der neu gegründeten Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Charlottenburg. Zu Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeit gelangte Helmholtz durch Untersuchungen über Gärung, Fäulnis und die Wärmeproduktion der Lebewesen (die er hauptsächlich auf Muskelarbeit zurückführte) zur Formulierung des Gesetzes von der Erhaltung der Energie. In seinem Buch über die Erhaltung der Kraft (1847) formulierte er den Energieerhaltungssatz detaillierter als Julius Robert von Mayer es 1842 getan hatte, und trug so wesentlich zur Anerkennung dieses zunächst sehr umstrittenen Prinzips bei.

Durch Anwendung des Energieerhaltungssatzes auf Lebewesen widersprach Helmholtz den Vitalisten, die eine Vitalkraft als Grundkraft des Lebens annahmen. Später präzisierte Helmholtz den Energiesatz für chemische Vorgänge und führte 1881 den Begriff der freien Energie zur Unterscheidung von gebundener Energie ein. Bereits 1842 wies Helmholtz den Ursprung der Nervenfasern aus Ganglienzellen nach. 1852 gelang ihm die Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit von Nervenerregungen. Anknüpfend an diese physiologischen Forschungen beschäftigte er sich mit der Physiologie des Hörens und Sehens.

Er entwickelte eine mathematische Theorie zur Erklärung der Klangfarbe durch Obertöne, die Resonanztheorie des Hörens und darauf basierend Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik (1863). Helmholtz verhalf der von Thomas Young aufgestellten Dreifarbentheorie des Sehens zum Durchbruch, erfand 1850 das Ophthalmoskop (Augenspiegel) zur Untersuchung des Augenhintergrundes, 1851 das Ophthalmometer zur Bestimmung der Krümmungsradien der Augenhornhaut sowie 1857 das Telestereoskop.

Mit der Aufstellung der Wirbelsätze (1858 und 1868) über das Verhalten und die Bewegung von Wirbeln in reibungsfreien Flüssigkeiten lieferte Helmholtz wichtige Grundlagen der Hydrodynamik. In Untersuchungen zur Elektrodynamik suchte Helmholtz einen Kompromiss zwischen den Theorien von Franz Ernst Neumann und James Clerk Maxwell. Mathematisch ausgearbeitete Untersuchungen über Naturphänomene wie Wirbelstürme, Gewitter oder Gletscher machten Helmholtz zum Begründer der wissenschaftlichen Meteorologie. In erkenntnistheoretischen Diskussionen setzte sich Helmholtz mit Problemen des Zählens und Messens sowie der Allgemeingültigkeit des Prinzips der kleinsten Wirkung auseinander.

Auf der Grundlage seiner optischen und akustischen Untersuchungen modifizierte er den klassischen Wahrnehmungsbegriff, lehnte im Gegensatz zu Kant die Existenz fester Anschauungsformen ab, und hielt es daher für möglich, nichteuklidische Geometrien anschaulich zu machen. Im letzten Band seines 1856-67 erschienen Werks Handbuch der Physiologischen Optik stellte er dar, welche Rolle der unbewusste Schluss für die Wahrnehmung spielt. Aus zwei Ehen [26. Aug. 1849 Olga von Velten (1827-1859) u. 16. Mai 1861 Anna von Mohl (1834-1899)] gingen 5 Kinder (3 Söhne u. 2 Töchter) hervor.

Helmholtz-Spule
Eine häufig verwendete, einfache Geometrie zur Erzeugung eines allseitig zugänglichen homogenen Magnetfeldes. Die Anordnung besteht aus zwei sich koaxial im Abstand gleich dem ihres Radius gegenüberstehenden Spulen mit gleicher Windungszahl. Wenn die Einzelspulen gleichsinnig stromdurchflossen werden (+), erhält man einen großen Bereich mit konstanter Feldstärke. Werden die Spulen gegensinnig durchflossen (-), erhält man im Inneren einen konstanten Feldgradienten.

Helmholtz-Resonator
Ein zur Klanganalyse verwendeter akustischer Resonator (schwingungsfähiges System, das bei Anregung mit der Eigenfrequenz zu schwingen beginnt) besteht aus einer luftgefüllten Hohlkugel mit oeffnung. Der Helmholtz-Resonator wird heute vielseitig angewendet, z. B. bei der Resonanzaufladung in Porsche-Motoren zur Leistungssteigerung und Verbrauchsreduzierung.

Werke
* Über die Akademische Freiheit der deutschen Universitäten, Rede beim Antritt des Rektorats an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin am 15. Oktober 1877 gehalten, Nachdr. der Ausg. Berlin, Hirschwald, 1878, Hrsg.: Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin 2005 * Schriften zur Erkenntnistheorie, kommentiert von Moritz Schlick und Paul Hertz, hrsg. von Ecke Bonk, Wien ; New York : Springer 1998, ISBN 3-211-82770-6 * Ueber die Erhaltung der Kraft (1847)/ ueber Wirbelbewegungen (1858), hrsg. von A. Wangerin, 2. Aufl., Reprint der Ausg. Leipzig, Engelmann, Thun ; Frankfurt am Main : Deutsch 1996, ISBN 3-8171-3001-5 * Abhandlungen zur Philosophie und Geometrie, Hrsg. u. eingel. von Sabine S. Gehlhaar, Cuxhaven : Junghans 1987, ISBN 3-926848-00-6 * Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage fuer die Theorie der Musik, Unveränd. Nachdr. d. Ausg. Braunschweig 1863, Frankfurt/Main : Minerva-Verlag 1981, ISBN 3-8102-0715-2 * Beschreibung eines Augenspiegels zur Untersuchung der Netzhaut im lebenden Auge, Unveränd. Nachdr. d. Ausg. Leipzig, J. A. Barth, 1910, Leipzig 1968 * Das Denken in der Naturwissenschaft, Unveränd. reprograf. Nachdr. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchges. 1968 * Die Tatsachen in der Wahrnehmung/ Zählen und Messen erkenntnistheoretisch betrachtet, Unveränd., fotomechan. Nachdr. Darmstadt : Wissenschaftl. Buchgesellsch. 1959 http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Helmholtz

Text: Theo Geierhaas

Hermann von Helmholtz
Hermann von Helmholtz
Hermann von Helmholtz

Neuerscheinung zur Schulgeschichte des Helmholtz-Gymnasiums
-erschienen mit Unterstützung des Freundeskreises

Georg Weber »ist Ehrenbürger Heidelbergs, eine Straße in Neuenheim trägt seinen Namen. Er war der zweite Schulleiter der Höheren Bürgerschule, dem Vorläufer des heutigen Helmholtz-Gymnasiums. Seine Geschichtsbücher waren beliebt und erfolgreich.« (RNZ vom 18.03.2021).

Georg Webers Leben ist außergewöhnlich und mustergültig. Aufgewachsen in Bergzabern als Halbwaise in armen Verhältnissen brachte er es zu einem »ansehnlichen« bürgerlichen Leben mit Frau und fünf Kindern in klassizistischer Villa am Heidelberger Neckarufer und entwickelte sich vom mittellosen Junglehrer zum Schulleiter und Erfolgsautor.

Der faktenreiche Band von Dr. Franz Werner, der selbst am Helmholtz-Gymnasium unterrichtete, enthält sowohl die Lebensgeschichte anhand von Archivalien als auch eine Fülle an Material zur Heidelberger Stadt- und Schulgeschichte.

Text: Regina Wehrle

Literaturhinweise zum Thema

  • Franz Werner, Georg Weber 1808–1888. Schulmann, Familienmensch und Universalhistoriker in Heidelberg
    Ein Beitrag zur Schulgeschichte des Helmholtz-Gymnasiums, zur Stadtgeschichte von Heidelberg und zur Geschichtswissenschaft im deutschen Kaiserreich (Heidelberg 2021, geb., 697 S., 84 Abb., 48,00 € [D], ISBN 978-3-86809-157-1) ,
  • Franz Werner: Die Berufung von Hermann von Helmholtz an die Universität in Heidelberg. In: Wolfgang U. Eckart, Klaus Volkert (Hrsg.): Hermann von Helmholtz. Vorträge eines Heidelberger Symposiums anläßlich des einhundertsten Todestages. Centaurus, Pfaffenweiler 1996, S. 63–96. (Digitale Ausgabe. Univ. Heidelberg, 2011.)
  • Franz Werner: Hermann Helmholtz’ Heidelberger Jahre (1858–1871) (= Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg. Bd. 8). Springer, Berlin/Heidelberg 1997, ISBN 3-540-62602-6.
  • Franz Werner: Zum Tod des Physiologen und Physikers Hermann von Helmholtz. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins. Bd. 146 = Neue Folge, Bd. 107 (1998), S. 544–551. (Digitale Ausgabe. Univ. Heidelberg, 2010.)
  • Franz Werner: Hermann von Helmholtz: Physiologe und Physiker, Regimentsarzt und Regent der Wissenschaft. 1821–1894. In: Rainer Brüning, Regina Keyler: Lebensbilder aus Baden-Württemberg. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Bd. 24 der als Schwäbische Lebensbildereröffneten Reihe, Kohlhammer, Stuttgart 2013, S. 234–266.